Biobank Graz

Ihre freiwillige Spende von Gewebe, Blut und anderen Körperflüssigkeiten ist enorm wichtig für die Förderung der Forschung und bildet einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung von Ärzt*innen. Die wissenschaftliche Untersuchung dieser Proben in Verbindung mit Krankheitssymptomen ist heute eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein besseres Verständnis der Ursachen und des Verlaufs von Erkrankungen sowie für die darauf aufbauende Entwicklung neuer Vorbeugungsmaßnahmen, Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden.

Biobank Unterstuetzung

Mit Ihrer Unterstützung können

  • Ursachen für Erkrankungen erforscht werden
  • Vorbeugungsmaßnahmen gefunden werden, damit Menschen nicht erkranken
  • Krankheiten früher erkannt und geheilt werden
  • Behandlungsmethoden verbessert werden

Ihre Teilnahme ist

  • mit keinen weiteren Untersuchungen verbunden
  • risikofrei
  • kostenfrei
Zur Einverständiserklärung

COVID-19 Genesenen Kohorte

Zwischen April 2020 und Februar 2021 wurden COVID-19 Genesene in die COVID-19 Genesenen Kohorte aufgenommen. Im Rahmen der Erstvisite sowie vier Folgevisiten, die 1, 2, 5 und 12 Monate nach der Erstvisite stattfanden, wurden den Teilnehmer*innen Blut, Speichel, Tränenflüssigkeit, ein Mund- bzw. Nasenabstrich abgenommen sowie Serum, Plasma und Buffy-Coat Proben gewonnen. Bei der Erstvisite wurden mittels Fragenbogen Informationen zum Verlauf der Erkrankung, des Lebensstils und der Vorgeschichte erhoben. Proben der COVID-19 Genesenen Kohorte kommen in den nachfolgend beschriebenen Forschungsprojekten zum Einsatz.

Aktuelle Forschungsprojekte und Publikationen

Präanalytische Stabilität der SARS-CoV-2 Nucleocapsid – Antikörper

In einem Kooperationsprojekt der MedUni Wien Biobank, der Biobank Graz und Forscher*innen von verschiedenen klinischen Abteilungen der Medizinischen Universität Graz und Wien wurde die Stabilität der SARS-CoV-2 Antikörper bei Kurz- und Langzeitlagerung in Proben der Biobank Graz Genesenenkohorte (COVID-19 Convalescent Cohort) sowie in SARS-CoV-2 Kohorten der Med Uni Wien evaluiert.

Die Autoren weisen außerdem auf die Probleme bei der Bewertung von Langzeitlagerungseffekte hin, da sich das Evaluierungsinstrument (der analytische Test selbst) mit der Zeit ändert, was zusätzliche analytische Ungenauigkeiten hervorruft und zu einer Überschätzung der präanalytischen Schwankungsbreite führt.

Publikation: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/cclm-2022-0875/html

Projektleiter: Dr. Tobias Niedrist, Klinisches Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik; Priv.-Doz. Mag. DDr. Helmuth Haslacher Klinische Institut für Labormedizin MedUni Wien

Immunantwort nach mildem Verlauf einer SARS-CoV-2 Infektion

  • Die erste Publikation umfasst die Daten von 326 Personen (61,7% weiblich), die positiv mittels PCR auf SARS-CoV-2 getestet wurden und einen milden Verlauf der Erkrankung ohne Hospitalisierung durchlebten. Eine große Anzahl der Teilnehmer*innen (66,9%) litt noch 38 Tage nach der Infektion an Symptomen wie Müdigkeit, Geschmacksstörungen, Geruchsverlust, Kopfschmerzen, Atemnot, etc. Unsere Resultate zeigen, dass Teilnehmer*innen für mindestens 8 Monate nach der Infektion eine deutliche und anhaltende Immunantwort aufweisen. Des Weiteren konnten wir feststellen, dass Teilnehmer*innen, die unter typischen Symptomen (Fieber, Husten, Atemnot, Geschmacks- und Geruchsverlust) oder Begleiterkrankungen litten, höhere Antikörperwerte nach durchgemachter Infektion aufwiesen als Teilnehmer*innen mit besonders milder Symptomatik.
  • Publikation: https://www.journalofinfection.com/article/S0163-4453(21)00419-9/fulltext
  • Projektleiter*innen: Univ.-Prof. Dr. Robert Krause, Klinische Abteilung für Infektiologie; Univ.-Prof. DI Dr. Andrea Berghold, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation; Univ.-Prof. Dr. Dr. Peter Schlenke, Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin; Univ.-Prof. Dr. Ivo Steinmetz, Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin; Univ.-Prof. Dr. Markus Herrmann, Klinisches Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik

Entwicklung eines schnellen SARS-CoV-2 Neutralisierung Antikörpertest auf der Grundlage einer qPCR-Analyse

  • Mit Seren von Personen, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, ist es uns gelungen, einen neuartigen SARS-CoV-2-Antikörpertest zu entwickeln. Der Test bestimmt virusneutralisierende Antikörpertiter bereits innerhalb von 24 Stunden. Der größte Vorteil dieses Tests ist das rasche Ergebnis im Vergleich zu bisheriger Nachweismethode. Mit unserem Test ist es möglich, sowohl virusneutralisierende Antikörper nach einer Infektion als auch solche, die nach einer Impfung gebildet werden, nachzuweisen. Da der Test für alle Virusvarianten angewendet werden kann, lässt sich damit schnell feststellen, ob bei einer Person neutralisierende Antikörper gegen neue Virusvarianten vorhanden sind.
  • Publikation: https://journals.asm.org/doi/10.1128/jcm.00376-22
  • Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Ivo Steinmetz, Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin

Phänotypisierung von SARS-CoV-2–Infektionen mit Kernspinresonanzspektroskopie

  • In diesem Projekt werden die metabolischen Auswirkungen einer SARS-CoV-2-Infektion auf menschliche Bioflüssigkeiten unter Verwendung einer metabolischen Phänotypisierung mit Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) charakterisiert. Ziel ist es metabolische Biomarker für den Krankheitsverlauf von COVID-19 zu identifizieren und zu validieren um Verlaufsrisiken besser vorhersagen zu können. Eine Erweiterung der Untersuchungen im Zusammenhang mit der Corona-Schutzimpfung ist geplant.
  • Projektleiter: Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Tobias Madl, Gottfried Schatz Forschungszentrum für zelluläre Signaltransduktion, Stoffwechsel und Altern, Lehrstuhl für Molekularbiologie und Biochemie

Polyphenole aus einer speziellen Grünteeextrakt-Formulierung zeigen SARS-CoV-2 neutralisierende Wirkung

  • In dieser Studie wurde untersucht, ob ein Rachenspray auf Sorbitol/Lecithin-Basis, der konzentrierten Grüntee-Extrakt (sGTE) enthält, mit SARS-CoV-2-Viruspartikeln interagiert und in der Lage ist, die Virusvermehrung zu hemmen. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass sGTE eine  hemmendeWirkung auf SARS-CoV-2 hat. Der Effekt konnte unabhängig vom Virus-Stamm gezeigt werden (Wuhan-, Beta- und Delta-Varianten wurden getestet). sGTE könnte bei regelmäßiger Anwendung im Mund- und Rachenraum zur Reduzierung entsprechender Virusinfektionen beitragen.
  • Publikation: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35144138/ 
  • Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Kurt Zatloukal, Diagnostik- & Forschungsinstitut für Pathologie

Geringe Übereinstimmung zwischen verschiedenen SARS-CoV-2-Antikörpertests

  • Mittlerweile sind zahlreiche Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 verfügbar. Obwohl die einzelnen Methoden sehr unterschiedlich konzipiert sind, wird im Alltag häufig nur von den „COVID-Antikörpern“ oder dem „COVID-Antikörpertest“ gesprochen. In dieser Studie wurden sechs häufig verwendete Labortests zur Bestimmung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 miteinander verglichen. Als Studienkollektiv wurde auf Probenmaterial von insgesamt 954 Blutabnahmen bei 315 Teilnehmern*innen der „COVID-19 Genesenenkohorte“ zurückgegriffen. Die Tests zeigten gravierende Differenzen und zum Teil auch gegensätzliche Ergebnisse.
  • Publikation: https://meridian.allenpress.com/aplm/article/146/5/538/477161/Longitudinal-Comparison-of-Automated-SARS-CoV-2
  • Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Markus Herrmann, Klinisches Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik

ABO anti-A und anti-B Level im Serum und Speichel von COVID-19 Genesenen

  • Personen mit Blutgruppe O, die Anti-A und Anti-B Antikörper besitzen, finden sich signifikant weniger häufig unter COVID-19 Patient*innen, als Personen mit Blutgruppen A, B oder AB. Diese ABO Antikörper können eine Rolle in der Virusübertragung spielen. Die ABO Typen unterscheiden sich im Vorhandensein der natürlich vorkommenden ABO Antikörper Anti-A und Anti-B, wobei die Antikörpertiter individuell stark variieren können. In dieser Studie wurde ein möglicher Einfluss von Anti-A und Anti-B auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 untersucht. Zu zwei verschiedenen Zeitpunkten wurden die ABO Antikörper in Serum- und Speichelproben COVID-19 Genesener mittels Durchflußzytometrie analysiert. ABO Antikörper Level wurden mit jenen von bisher nicht erkrankten Blutspender*innen verglichen. Im Serum der Genesenen fanden sich über den Beobachtungszeitraum, signifikant geringere ABO Anti-A und Anti-B Level (IgG, IgM und IgA) im Vergleich zu den bisher nicht erkrankten Kontrollen. Dies spricht für einen möglichen Schutzeffekt individuell hoher ABO Antikörper Level gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2.
  • Publikation: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35956128/
  • Projektleiter*innen: Dr.in Eva-Maria Matzhold, Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Wagner, MA, Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin

COVID-19 Impfkohorten

Die Medizinische Universität Graz unterstützt durch die Biobank Graz hat zahlreiche COVID-19 Impfkohorten aufgebaut. Das Ziel ist es die Immunantwort immunschwacher Patient*innen zu untersuchen (The CoVVac Study) oder auch ob Personen, die an Diabetes Typ 1 oder Typ 2 leiden, eine  reduzierte Immunantwort aufweisen (COVAC-DM Study). Die Rekrutierung der Patient*innen findet an den jeweiligen Abteilungen statt. Gesunde Kontrollgruppen, werden über die Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin sowie die Biobank rekrutiert. Das Versuchsdesgin der jeweiligen Studien können Sie den Kohorten Profilen entnehmen.

Nachfolgend finden Sie Informationen zu Forschungsprojekten und Publikationen die unter Verwendung von Proben aus den Impfkohorten durchgeführt werden.

Aktuelle Forschungsprojekte und Publikationen

Humorale Immunantwort auf eine COVID-19 Impfung bei Diabetes: die prospektive COVAC-DM Kohortenstudie

  • In dieser Studie wurde die Immunantwort bei Menschen mit Diabetes mellitus auf eine COVID-19 Impfung untersucht. Es zeigte sich, dass die Antikörperantwort unabhängig vom vorliegenden Typ des Diabetes mellitus war und auch die Blutzuckereinstellung zum Zeitpunkt der Impfung keinen Einfluss auf die Antikörperantwort hatte. Die anti-SARS-CoV2 Antikörperspiegel bei Menschen mit Diabetes waren vergleichbar mit jenen von Kontrollpersonen ohne Diabetes. Jedoch zeigte sich ein Zusammenhang der Antikörperspiegel mit dem Lebensalter und der Nierenfunktion in dieser Kohorte. Weitere Untersuchungen zur Analyse der zellulären Immunantwort laufen aktuell noch.
  • Publikation: https://dom-pubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/dom.14643
  • Projektleiter: Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Harald Sourij, MBA, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Trials Unit für Interdisziplinäre Metabolische Medizin

B-Zellen als Indikator für die humorale (Antikörper-bildende) Immunantwort auf die COVID-19 mRNA Impfung bei Patient*innen mit geschwächtem Immunsystem

  • Menschen die auf Grund einer Krankheit oder einer medizinischen Behandlung ein geschwächtes Immunsystem aufweisen, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Studien haben überdies gezeigt, dass diese Patient*innen auch generell weniger auf Impfungen ansprechen. Die vorliegende Studie untersuchte die Immunantwort nach COVID-19-mRNA Impfungen.  Hierbei wurden die Ergebnisse von 120 Personen mit geschwächtem Immunsystem mit 79 Personen einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Es konnte gezeigt werden, dass die Konzentration bzw. das Vorhandensein gewisser Lymphozyten Subtypen vor allem der naive B Lymphozyten, vor der 1. Impfung einen signifikanten Zusammenhang mit der gemessenen Immunantwort 21 Tage nach der 2. Teilimpfung hat. (Naive B-Lymphozyten sind Zellen die Antikörper bilden können, aber bisher noch keinen Kontakt zu einer körperfremden Struktur hatten.) Die Daten zeigen außerdem, dass zwischen der letzte B-Zell-depletierenden Therapie (Entfernung von B-Zellen bspw. Behandlung bei B-Zell-Lymphom) und einer COVID-19 Impfung ein Intervall von zumindest 4 Monaten liegen sollte, um eine ausreichende Antikörperantwort erzielen zu können. Die Anzahl von naiven B-Lymphozyten könnte in der Zukunft als Indikator dafür dienen, ob mit einer Antikörperproduktion nach einer COVID-19 Impfung zu rechnen ist.
  • Publikation: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fimmu.2021.803742/full
  • Projektleiter: Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Martin Stradner, Klinische Abteilung für Rheumatologie und Immunologie

Veränderte zelluläre Immunantwort nach SARS-CoV-2-Impfung bei Patient*innen mit Autoimmunerkrankungen unter B-Zell-depletierender Therapie

  • Patient*innen mit Autoimmunerkrankungen, die mit intensiven, das Immunsystem unterdrückenden Therapien, wie einer sogenannten B-Zell-Depletion, therapiert werden, haben ein erhöhtes Risiko für Infekte und schwerere COVID-19-Verläufe. Diese Patient*innen können keine oder weniger schützende Antikörper nach Impfungen produzieren. Daher haben wir untersucht, ob sie trotzdem von COVID-19-Impfungen profitieren, indem sie einen Schutz durch verschiedene T-Zellen (spezielle Zellen des Immunsystems) ausbilden. Wir haben herausgefunden, dass diese Patient*innen deutliche T-zelluläre Reaktionen aufweisen. Diese unterscheiden sich aber zum Teil von denen der Gesunden und scheinen weniger gut koordiniert zwischen den involvierten Zelltypen.
  • Publikation:https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36681177/
  • Projektleiter: Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Martin Stradner, Dr. med. univ. Isabel Hodl, Klinische Abteilung für Rheumatologie und Immunologie

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